Chemiewerk Rüdersdorf

Auf dem riesigen Areal am Kriensee, am Rande Berlins, wurde 1900 von C.O. Wegener begonnen ein Zementwerk zu bauen. Zu Beginn des Krieges 1939 übernahm die Preussag AG (heute TUI) den Betrieb, um synthetisches Bauxit für die kriegswichtige Aluminium-Produktion herzustellen. Über 90% der heute noch zu sehenden Bauten stammt aus den Jahren 1940-1942. Nach dem Kriegsende wurde die Betriebsstätte von der sowjetischen Besatzungsmacht komplett ausgeräumt und demontiert. 1949 wurde von den Sowjets beschlossen in den leerstehenden Hallen Düngemittel zu produzieren. In den noch vorhandenen Drehrohröfen wurde nun Magnesiumphosphat hergestellt. Ab 1972 wurde versucht für die industrielle Tierhaltung in der DDR ein Calcium-Natrium-Phosphat herzustellen. Dies gelang nur mäßig, da die Drehrohröfen für die Produktion zu kurz waren. Um die Produktion zu optimieren, wurden zwei 100m Drehrohröfen neben den Einrichtungen zur Abgasreinigung, Vermahlung und zum Versand erbaut. Von dort an gelang die Produktion des Futterphosphats so gut, dass es unter dem Namen RÜKANA europaweit vertrieben wurde.

Ab 1964 wurden sogenannte Sonderarbeitskräfte eingesetzt. Strafgefangene. Benachbarte Betriebe mussten Arbeitskräfte verleihen, sendeten nicht ihre besten Arbeitskräfte los und so wurden ab 1970 sogenannte Vertragsarbeitskräfte aus Algerien, Vietnam und Mosambique eingesetzt, um das aufgetretene Arbeitskräfteproblem zu lösen. Von rund 300 Arbeitskräften waren zum Schluss noch 12 übrig. Mit der Wende meldete die Fabrik Insolvenz an. Es wurde anschließend alles abtransportiert, was Wert hatte und zur Insolvenzmasse gehörte und seitdem verfallen die einzelnen Gebäudebestandteile vor sich hin. Bei dem Abbau des Geländes wurde einer der größten Umweltskandale Brandenburgs aufgedeckt. Aus rund 80 undichten Fässern sickerte Öl in das Erdreich und in Gullys. Ermittler stießen auf ein komplett ausgestattetes Chemielabor mit hochgiftigen Substanzen wie z.B. Salpeter- & Buttersäure.

Durch die enorme Gelände- und Hallengröße dient das Gelände seit der Stillegung ab und zu als Filmkulisse. Neben der Mondlandung im Rammsteinvideo zu dem Song „Amerika“ wurde hier auch die Filme „Enemy at the Gates“ und „Monuments Men“ gedreht. Sogar Teile aus der Filmreihe „Die Tribute von Panem“ und aus der Serie „Homeland“ stammen von dem Gelände der alten Chemiefabrik.

Schon wenn man von der Hauptstraße auf den Sandweg zum Tor der alten Chemiefabrik abbiegt, erscheinen die hohen Schornsteine hinter den Baumgipfeln und man kann aus gigantische Ausmaß des Geländes erahnen. Vor dem Tor stehen bei unserer Ankunft schon ein paar Autos und wir erkennen eine Gruppe Jugendliche in der Ferne. Gut besucht. Das Tor ist allerdings verschlossen und mit Stacheldraht und einem Bauzaun zur Verstärkung versehen. Da wir weder über Stacheldraht klettern, noch durch den Kanal schwimmen wollen, probieren wir es etwas weiter der Zaun entlang weiter. An einer kleinen Bahnbrücke haben wir Glück und können das Ufer wechseln (jaja, haha.). Hinter einem Güterzug finden wir dann auch ein Loch im Zaun und gelangen über moosbedeckte alte Schienenvorrichtungen auf das Gelände. Yay! Vorbei an riesigen mit Rohren verbundenen Tanks, gelangen wir auf einen Platz zwischen den riesigen Fabrikgebäuden. An manchen Gebäuden führen Treppen hinauf und man kann das Gelände gut überblicken. Wir haben uns so einen Plan über die vorhandenen Gebäude gemacht und sind systematisch alles abgelaufen. Den besten Blick bietet aber mit Abstand das Dach der großen Halle.

In den Hallen ist leider neben schlecht gesprühten Graffitys nichts mehr zu finden, außer ein paar Tanks und der getroffenen Sicherheitsmaßnahmen der Filmindustrie. Viele Stellen an Treppenhäusern und Hallen wurden offensichtlich mit Balken und Planen verstärkt und abgehangen.

Nach etwa einem halben Tag hatten wir alles gesehen, was uns interessiert hat und haben uns zufrieden auf den Rückweg gemacht. Es ist definitiv einen Ausflug wert, da man sehr leicht auf das Gelände kommt und wirklich viel Zeit damit verbringen kann, sich die Fabrikhallen, Schornsteine und anderen Gebäude anzusehen. Wer allerdings LPs mag, die wirken als wären sie gerade erst verlassen worden, ist hier an der falschen Adresse. Von der alten Chemiefabrik sind eigentlich nur die Rohbauten übrig, die aber trotzdem beeindrucken 🙂

Flugplatz Oranienburg

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Der Flugplatz Oranienburg befindet sich nördlich von Berlin in (wie der Name verraten lässt) Oranienburg. Erbaut wurde er 1936 bis 1939. Bis 1945 wurde der Flugplatz als Werksflughafen von den Heinkel-Werken Oranienburg und von der Luftwaffe der Wehrmacht für Bomber, Transportflieger und später auch Hubschrauber genutzt. Einheiten wie das Nachtjagderprobungskommando sowie das Schlacht- und Kampfgeschwader starteten und landeten hier. Seitdem der Fluplatz 1945 bei einem Luftangriff von US-Bombern vollständig zerstört wurde, wurden die noch intakten Anlagen von der sowjetischen Besetzungsmacht demontiert. Die Start- und Landebahn des Werksflugplatzes wurde instand gesetzt und bis 1994 von den sowjetischen Luftstreitkräften als Militärflugplatz genutzt. Mittlerweile werden Teile der Start- und Landebahn als Trasse für die Westumfahrung von Oranienburg genutzt und auf einer Fläche von 17 Hektar stehen nun über 33000 Solarmodule, die bis zu 7,8 Megawatt Strom erzeugen.

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Neben der großen Flugzeughalle befinden sich auf dem riesigen 430 Hektar großen Gelände auch Flugzeughangars, unterirdische Anlagen wie Bunker, Verwaltungsgebäude und Kasernengebäude. Außerdem hatte der Flugplatz einen Gleisanschluss aus Richtung Nordwesten.IMG_6568Während wir über das Gelände laufen und uns umgucken entdecken wir neben vielen anderen Besuchern auch ein Fotoshooting mit einer sehr spärlich bekleideten „Dame“. Find ich irgendwie lustig 😀IMG_6543

 

Die Flugzeughalle ist wirklich riesig und hat an den Stirnseiten, auf zwei Stockwerke verteilt, Verwaltungsräumlichkeiten. Viele Wände und Decken sind eingestürzt und in manchen Räumen erkennt man die Überreste von Bränden. Etwas entfernt entdecken wir ein größeres flaches Gebäude, das wir uns genauer ansehen wollen. Hier scheinen Tagungs- oder Strategieräume gewesen zu sein. Es liegen sogar noch einige Plakate mit Anleitungen auf russisch herum – auch die Wände sind teilweise mit russischsprachigen Zeitungen tapeziert. Von hier aus sind es nur noch ein paar kleinere Wege bis zu den Bunkeranlagen. IMG_6530Leider stehen diese so weit unter Wasser, dass es unmöglich ist hineinzugehen.. Auch ein weiteres unterirdisch angelegtes Gebäude ein paar Meter weiter ist vollgelaufen und Brutstätte von abermillionen Mücken. Auf den Feldern liegen Stahlbetonklötze, Überreste von Mauern und Decken. Außerdem findet man viele kleine eingezäunte Areale, aus denen Wasserproben gezogen werden, was darauf schließen lässt, dass der Boden entweder versäucht ist und kontrolliert werden muss. Vereinzelt laufen wir an prismenartigen, hohlen Stahlbetonmauern vorbei, die mich an Schießübungsplätze erinnern. Das letzte Gebäude auf unserem Weg ist ein vom Militär gekennzeichneter Bau, in dem eine große Halle zu finden ist, in der außer Reifen und Pfützen nichts zu finden ist. IMG_7420
Wasser und Sümpfe, Pfützen und Matsch sind auf dem gesamten Gelände zahlreich vertreten und treiben die Mückenanzahl extrem in die Höhe.. Dass wir ohne Anti-Mückenspray hier unseren Tag verbracht haben, war ziemlich dumm. Als wir zuhause ankamen, hatten wir so viele Stiche, dass ich sie nicht zählen konnte….


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VEB Berliner Metallhütten und Halbzeugwerke

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Hi, Hallo und Guten Morgen! Eigentlich wollte ich mir die Locations, die ich mir über den Sommer angeguckt habe einteilen und nach und nach posten.. Aber jetzt kann ich doch nicht abwarten..
IMG_6715Der VEB Berliner Metallhütten- und Halbzeugwerke wurde 1951 aus dem VEB Hüttenwerk, VEB Berliner Halbzeugwerk und VEB Sonderbronze zusammengelegt. Hergestellt wurden unter anderem Reinaluminium, Kupferdrahtbarren und -rohre, Hart- und Weichblei. Die Werke waren verteilt auf mehrere Hallen und Lager auf beiden Seiten der Spree. In seiner Blüte beschäftigte der Betrieb etwa 2300 Arbeiter, die im Dreischichtbetrieb arbeiteten, um die Hoch- und Schmelzöfen möglichst effizient zu nutzen. Durch eben diese Öfen und deren ständig andauernde Nutzung erhielt der Betrieb einen relativ schlechten Ruf, was die Umweltbelastung betraf. Neben den Abgasen der Öfen wurde außerdem verunreinigtes Kühlwasser in die Spree abgelassen.
Zu den Werke gesellte sich einige Jahre später das Kulturhaus „Ernst Schneller“. Dort fanden nun regelmäßig Veranstaltungen wie Konzerte, Feiern oder Verleihungen statt. Außerdem gehörten zu den Werken auch ein eigener Kindergarten und ein Betriebsferienlager, sowie ein Betriebsferienheim im Berliner Umland. Unter dem bedeutungsschwangeren Namen „Schmelztiegel“ wurde sogar eine betriebseigene Zeitung gedruckt. Geschlossen wurden die Werke 1990 nach der deutschen Wiedervereinigung. Seitdem stehen die meisten Gebäude ungenutzt leer und verfallen mehr und mehr.


IMG_6752Auf das Gelände in der Fließstraße können wir ohne Umschweife einfach durch das große offenstehende Tor gelangen. Sofort ist klar; wir sind nicht alleine. Das gesamte Betriebsgelände ist von Jugendlichen und sogar kleinen Kindern bevölkert. Aus allen Ecken dringen Musik und Gelächter. Wir entscheiden uns in der ruhigsten Ecke anzufangen. Das erste, was wir hier entdecken scheint ein altes Wohnhaus zu sein, das den Arbeitern gedient hat. Im Erdgeschoss befinden sich Umkleiden mit Spinten, in denen Teilweise noch Klamotten und Ausrüstungsteile hängen, Toilettenräume und Duschen. Die angrenzenden Wohnetagen beherbergen teilweise noch ganze Einrichtungen bis hin zu Postern von Bands und Stars der 80er. Wir finden typische DDR-Schrankwände, Gasherde, Polstersofas und sogar ein Hochbett. Der Dachboden erinnert mich stark an denen des Hauses, in dem ich aufgewachsen bin. Kaputte Dachschindeln machen den Weg für Vögel frei, die den ungestörten Nistplatz dankend annehmen, alte Zeitschriften und jede Menge Ramsch prägen das Gesamtbild. Tatsächlich ist das Haus mit seinen fünf Stockwerken, bis auf einige wenige Stellen noch ziemlich gut in Schuss.

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Wieder draußen gehen wir ein instabil wirkendes Gebäude entlang Richtung Spree und entdecken weitere offene Türen zu einer großen Halle. Hier tropft es von der Decke und auf dem aufgequollenen Boden haben sich große Pfützen gebildet. Nee danke! Am Ufer der Spree steht, versteckt hinter großen Containern, ein kleines Motorboot auf einem Trailer. Sieht noch ziemlich gut aus, hat sogar noch nagelneue Fender und Geschirr an Board. Wieso das jemand dort abgestellt hat, würde mich ja brennend interessieren..

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Am gegenüberliegenden Ende des Betriebsgeländes befindet sich eine große aus Backstein errichtete zweistöckige Halle. Das Dach ist auf der einen Seite abgebrannt und eingestürzt. Durch die Fenster im Erdgeschoss fällt dank der Mittagssonne ein tolles Licht. Viele Wände sind eingerissen und besprayt. Auf dem Boden liegt Schutt. Was hier einmal produziert oder gelagert wurde, kann ich nicht mehr erkennen. Es führen ein Aufzug und zwei Treppenhäuser ins Obergeschoss. Da der Aufzug heute nicht funktioniert, nutzen wir die Treppe 😉 IMG_6797
Das eingefallene Dach scheint für die Natur eine Einladung zu sein, sich auszubreiten. Aus dem Boden sprießen kleine Bäume und Unkraut.Beim Verlassen fällt uns auf, dass im Ergeschoss in einem extra abgetrennten Teil des Gebäudes eine Art Schaltraum gewesen sein muss. Da hier allerdings der Boden fehlt (!), verzichten wir auf eine nähere Betrachtung.IMG_6785

Das letzte Gebäude, das zugänglich ist, ist das Kulturhaus Ernst Schneller. Hier hängen mit Abstand die meisten Jugendlichen rum. Ich schätze mal ganz vorsichtig, dass sie auch nicht ganz unschuldig am dezenten Gras-Geruch sind, der das Gebäude umgibt. Vom Haupteingang aus gelangen wir in ein großes und geräumiges Treppenhaus, das auffällig schön und filigran gefliest ist. Ein bunter Pfau schmückt, halb übersprayt, die Wand. Am unteren Treppenende scheint einmal die Garderobe des Veranstaltungssaals gewesen zu sein. Noch immer steht der Tresen, der einst Besucher vom Garderobenpersonal getrennt hat. Auf ihm liegen staubige Arbeitspläne, Veranstaltungskalender und Plakate. IMG_6845 Nebenan befinden sich Toilettenräume und ein Büro. Weiter oben gelangt man in den einst prunkvollen Veranstaltungssaal. Stuck und große Leuchter an den Decken, Parkett am Boden und eine große Bühne zierten ihn. Heute hängen zwar noch zwei der drei Leuchter an der Decke, jedoch fehlen die Lampen. Einer der Leuchter wurde zu Boden gerissen und hinterlässt nun ein Loch in der Decke. Auch vom Pakett ist nicht viel übrig geblieben. Lediglich der Stuck schmückt noch immer unverändert die Decke und erinnert an den einstigen Glanz, den der Raum versprüht haben muss.

IMG_6838Der Rest des Gebäudes besteht aus großen Sälen, einer Küche, einem Bürotrakt und weiteren undefinierbaren Räumen. Da das Gebäude ziemlich gut in Schuss ist, kommt man sogar durch ein kleines Treppenhaus bis auf das Dach, von wo aus man eine fantastische Aussicht über die Spree hat. Von einem weiteren Treppenhaus aus, führt eine Leiter durch eine schmale Öffnung in der Decke auf eine Art Speicher, wo noch einige große Herde stehen.

IMG_6879Nach dem Ende der VEB Berliner Metallhütten und Halbzeugwerke wurde das Kulturhaus noch kurze Zeit weiter unter dem Namen Cisch Club geführt. Damals traten hier populäre Bands wie Depesche Mode und Oomph! auf und sorgten für lange Besucherschlangen.
Heute steht hier niemand mehr schlange. Ein paar Eindrücke des heutigen Zustands könnt ihr auf den Bildern gelangen.


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Berliner Luft- und Badeparadies (Blub)

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Willkommen im Blub! Obwohl hier schon seit Jahren niemand mehr schwimmen geht, steht doch vieles unter Wasser… Von 1985 bis 2005 empfing das Spaßbad unzählige Badegäste. Geschlossen wurde der Wasserbereich nachdem hygienische Missstände auffielen und sogar Ratten gesichtet wurden. Angeblich wurden bei spontanen Kontrollen besorgniserregend hohe Keimzahlen im Wasser nachgewiesen. Daraufhin sanken die Besucherzahlen ab und die Beschwerden stiegen an. Zahlreiche Maßnahmen konnten aus finanziellen Gründen nicht umgesetzt werden und so blieb nur die Saunalandschaft geöffnet, die allerdings 2012 ebenfalls geschlossen wurde. online (11)

Mittlerweile bringen auch die besten Gestältungs- und Investitionspläne nichts mehr. Von dem ehemaligen Badeparadies ist rein gar nichts mehr übrig. Keine Wand steht mehr unbeschädigt, kein Fenster ist mehr intakt. Alles ist besprayt, zerspilttert, zerschlagen, zerbrochen oder niedergebrannt. Ich frage mich, wer Spaß daran hat, solche Orte zu zerstören. Und vorallem: W A R U M ?

online (10)Ich war als Kind mal mit der Schulklasse im Blub und habe heute kaum etwas wiedererkannt. Wirklich traurig. Es war trotzdem sehr beeindruckend alles zu erkunden. Trotz (oder gerade anhand) des Mülls, konnten wir gut erkennen welche Bereiche des Bads wir betreten haben. Sogar alte Pläne, Grundrisse und Akten lagen noch im Bürobereich herum. In der Küche findet man noch immer Speisekarten und Servietten, Teller und Besteck. Im Außenbereich stehen Liegestühle und im Lager liegen Chlorkanister.


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Auf das Gelände kommt man ganz easy peasy über den Parkplatz durch den Eingang. Das Dach des Eingangsbereiches ist zur Hälfte eingestürzt und die verbrannten und morschen Holzbalken liegen über das gesamte Gelände verteilt. Die Düsen der Whirlpools und ganze Whirlpoolwannen wurden herausgerissen, die Rutsche abmontiert und geklaut. In den Umkleiden und Saunen ist jede der schönen im Muster angeklebten Fliesen beschmiert oder zerschlagen. Den Kassenbereich konnte ich nicht mehr finden/identifizieren.

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Den besten Ausblick über das ehemalige Vergnügunsbad hat man vom Turm der Wasserrutsche aus. Ich weiß nicht, wie es in Zukunft sein wird, aber heute konnte man online (3)sicher und problemlos die Treppe hochgehen. Von oben konnten wir auch noch Teile der Wasserrutsche in den Büschen entdecken und eine kleine zerfallene Hütte am Rand des Geländes, zu dem wir allerdings danke der dichten Bewucherung nicht gelangen konnten. Auffällig ist, dass das Blub anscheinend unter Jugendlichen sehr beliebt ist. Überall sitzen kleine Menschengruppen, sie laufen über die Dächer, hören Musik, klettern in jede Ecke und verbringen dort ihren Tag. Das einzige, was uns nicht über den Weg gelaufen ist, war eine Ratte 😉


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Löwen-Adler Kaserne (2017)

In den meisten Fällen mache ich das, was ich mir vornehme. Also war ich kürzlich nochmal in der Löwen-Adler Kaserne in Elstal. Falls ihr den ersten Eintrag dazu gelesen habt, wisst ihr, dass ich gehört habe, dass Karls-Erdbeerhof das Kasernengelände gekauft hat und es abreißen will, um dort eine Ferienanlage zu errichten. Davon war allerdings weit und breit nichts zu bemerken. Die einzigen Veränderungen seit meinem letzten Besuch waren der fehlende Löwe und fortschreitende Vegetation. So viel sei vorab gesagt.

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Das Tor an der Einfahrt zum Gelände war verschlossen und es waren frische Reifenabdrücke zu erkennen, weshalb wir uns zwei weiteren Besuchern angeschlossen haben, um nicht die einzigen zu sein, die im Fall der Fälle erwischt werden. Durch die hohen Wiesen und Büsche, konnte ich zuerst kaum etwas wiedererkennen – aber nach ein paar Minuten hab ich meinen (wenn auch schlecht ausgeprägten) IMG_6254Orientierungssinn wiedergefunden. Während meines letzten Besuchs hat sich das Parkett in manchen Räumen leicht verzogen und war stellenweise feucht. Heute wölbt sich der Boden teilweise einen halben Meter nach oben, ist aufgequollen oder steht im Wasser. Trotzdem kann man alle Stockwerke der Hauptgebäude noch problemlos begehen, wir waren sogar noch auf dem Dach und konnten die fantastische Aussicht genießen. Bei gutem Wetter sieht man von hier die gesamte Berliner Skyline, vertreten durch den Fernsehturm, Grunewaldturm, die Abhöranlage auf dem Teufelsberg und sogar die hässlichen bunten Hochhäuser in Staaken.
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Eine weitere grandiose Aussicht hatten wir einige Minuten später, als unsere unfreiwilligen Begleiter eine Drohne ausgepackt haben, um Bilder des Geländes aus der IMG_6437Luft aufzunehmen (an dieser Stelle liebe Grüße an Michi und Tanja aus Hamburg!). Die Teile sind wahnsinnig cool – ich brauche unbedingt auch eine! Wir standen lange unten auf dem Vorplatz des Hauptgebäudes und haben uns Bilder aus der Luft angesehen. So konnten wir Gebäude finden, die wir noch nicht kannten und im Anschluss erkundet haben.

Viel mehr Neues kann ich euch nicht berichten. 🙂
Ein Bildervergleich lohnt sich!
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Elisabeth Sanatorium

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Fährt man auf der Autobahn von Berlin in Richtung Potsdam, dauert es nicht lang bis zwischen den Bäumen zerfallene Dächer hervorgucken. Das Elisabeth-Sanatorium ist im Sommer durch all die Sträucher und Bäume kaum zu erkennen. Man könnte denken, das alte Mädchen versteckt sich vor neugierigen Blicken, müde von all den Jahren, in denen es Patienten beherbergt hat. Seit mehr als 20 Jahren ist das Sanatorium sich selbst überlassen. Gebaut wurde es von 1912 bis 1914 für den Arzt Walter Freimuth und dessen Ehefrau, der das Sanatorium seinen Namen verdankt. Elisabeth. Das jüdische Ehepaar musste allerdings, während Hitler an die Macht kam, fliehen.IMG_6142x
Bis 1952 wurden in der Heilstätte Lungenkrankheiten behandelt. Anschließend wurde im Elisabeth Sanatorium Haut- und Lymphdrüsentuberkulose behandelt. 1967 wurde das Sanatorium zu einer staatlichen Hautklinik des damaligen Bezirkskrankenhauses Potsdam umgebaut. Die Nebengebäude dienten den 25 Schwestern und rund einem Dutzend Ärzte als Wirtschaftshäuser und Wohnunterkünfte. Letzte Modernisierungen der Klinik wurden in den 80er Jahren durchgeführt – trotzdem folgte die Schließung, als 1994 die Hautklinik in das Stammhaus des Ernst von Bergmann Klinikums zog. Etwa vor 10 Jahren wurde das Gelände an die in den USA lebende Nachkommin Ursula Freimuth übergeben. Seitdem wurden viele Pläne für das Areal geschmiedet, von denen jedoch (noch) keiner in die Tat umgesetzt wurde.


Das Betreten des Geländes an sich ist ziemlich einfach. Im Zaun befinden sich mehrere Löcher, durch die man mühelos hindurchschlüpfen kann. Das Bewegen auf dem Gelände ist jedoch etwas schwieriger. Anscheinend wohnt auf dem hinteren Areal jemand. Natürlich wollen wir unbemerkt bleiben und müssen uns daher leise und unauffällig verhalten. Da man von der stark befahrenen Straße und auch von dem angrenzenden Gehweg gut auf das Gelände sehen kann, muss man sich zusätzlich vor nervigen Anwohnern/Spaziergängern/Autofahrern verstecken. Zum Glück konnten wir relativ schnell unentdeckt im Hauptgebäude verschwinden..IMG_4648x


Das Hauptgebäude, das seiner Zeit 90 Betten beherbergte, ist mittlerweile rundum von Jungfernreben bewachsen. Viele Fenster sind zerschlagen – hinter einigen von ihnen wehen immernoch alte Vorhänge im Sommerwind.
Der erste Raum, den wir betreten scheint bei Hobbyfotografen oder Geister-Einrichtern beliebt zu sein. Hier stehen, liebevoll angeordnet, eine Leiter, ein Tisch mit einem Tablett und sogar einer Tischdecke und ein Topf. Wahrscheinlich ist das alles, was das Gebäude noch hergegeben hat.. IMG_6208xEs folgt ein langer Flur, von dem einstige Patientenzimmer abgehen.

Überall blättert die alte Farbe von den Wänden, als hätte sich das alte Sanatorium bei einem der Patienten mit einer seltenen Hautkrankheit angesteckt. Ab und an findet man einen gefliesten Raum, der wohl einst als Bad gedient hat, bis man schließlich im Haupteingangsbereich steht. Von hier aus geht eine Treppe in das erste Obergeschoss und eine in den Keller. Außerdem erreicht man von hier einen zweiten Korridor, der einst die Station 1 war. Ab hier überkommt mich ein komisches Gefühl. War da eben jemand? Über uns? Wir bleiben still stehen und versuchen etwas zu hören. Nichts. Also gut, manchmal spielt einem der Kopf einen Streich.                                               IMG_4658x
Die Station 1 zeichnet sich durch nichts anderes aus, als auch schon der erste Gang. Viele leere Zimmer, viel Graffity, viele Scherben. Am Ende dieses Ganges befindet sich ein großer Raum, von dem aus man entweder nach draußen kommt, oder in den Keller. In Keller gehe ich generell nicht, also steht das gar nicht zur Debatte. IMG_6180xDraußen könnte uns jemand sehen. Also beschließen wir, uns oben noch etwas umzusehen. Auf dem Weg zur Treppe höre ich wieder ein Geräusch. Wir bleiben stehen und hören. Schritte. Jemand tritt auf Glas. Scherben knirschen. Shit! Wir weichen durch die Eingangstür nach draußen aus und gehen eine mit Moos und Sträuchern bewachsene Treppe hinunter. IMG_6176xHier muss einst der offizielle Eingang gewesen sein. Auch hier wachsen Kletterpflanzen an den alten Mauern entlang. Links und rechts von der Tür stehen Säulen, die Fassade ist mit Stuck verziert, Balkone wurden angebracht, sogar alte Fensterläden findet man noch.


Wieder im Gebäude hören wir erstmal, ob die Luft wieder rein ist. IMG_6194Kein Geräusch zu hören. Erleichtert gehen wir die Treppe hoch, machen jedoch auf der Häfte kehrt. Die Decke des Oberschosses ist eingestürzt und hängt im Treppenhaus. Safety first! Ne, im Ernst; ich hab überhaupt keine Lust irgendwo unter schimmligen Dachbalken begraben zu werden. Also überlassen wir das Obergeschoss lieber sich selbst – oder den mutigeren unter euch.

War jemand schonmal dort und kann mir erzählen, was ich oben verpasst habe?

 

 

 

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Löwen-Adler-Kaserne (2014)

Unweit von Berlin befindet sich die verlassene Löwen-Adler-Kaserne. Der größte Teil der Kaserne wurde zwischen 1935 und 1936 erbaut, fertiggestellt wurde sie 1940. Ihren Namen hat die Kaserne von steinernen Tierskulpturen, die die Eingänge der beiden Kasernenteile bewachen.

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Die Löwenkaserne diente dem Infanterie-Lehrregiment und die Adlerkaserne beherbergte bespannte Einheiten. Ihre Ursprünge hat die Kasernenanlage im Beginn des Ersten Weltkriegs. Aus einem provisorischen Kriegsgefangenenlager wurde so 1915 ein festes Lager. Bis Oktober 1918 wurden dort mehr als 30.000 Gefangene gehalten. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Gelände von der Reichswehr und nationalistischen Sportverbänden genutzt. Weiter ausgebaut wurden die Kasernen und der dann während des Zweiten Weltkriegs.

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Das Gelände, das sich unmittelbar an der B5 am westlichen Rand Berlins befindet, ist sehr leicht zugänglich. Neben dem Haupteingang, der natürlich mit einem Bauzaun versperrt ist, befindet sich ein großes Loch in ebendiesem. Das anspruchsvollste dabei ist, sich nicht die Klamotten zu zerreißen, wenn man hindurchklettert. Genau das haben wir getan und standen inmitten bewachsener Wege und zerfallender Gebäude. Sehr beeindruckend. Auch wenn es anfänglich nicht den Anschein macht; das Gelände ist riesengroß und sehr weitläufig. Neben dem Hauptgebäude finden wir Garagen, kleinere Häuser, Lager, Keller und einen Sportplatz. Das erste Gebäude, das wir betreten ist ein kleines Nebengebäude mit einem Keller. Außer alten Fußabdrücken und Staub finden wir hier nichts.. IMG_4012xWeiter im Hauptgebäude sieht das schon anders aus. Die Parkettböden sind in vielen Räumen noch vollständig erhalten und erinnern an den alten Charme des Gebäudes. Außer einem Kamin entdecken wir auch erhaltene Säulen und Vertäfelungen. Wir gehen durch unzählige Räume und ellenlange Flure. IMG_4009xDas Gebäude erstreckt sich über mehrere Etagen, die alle noch begehbar sind. Durch ein imposantes Treppenhaus gelangen wir sogar auf das Dach. Der Ausblick ist unbeschreiblich.

IMG_4026xAn vielen Stellen hat die Zeit ihre Spuren hinterlassen. Es hängen Decken herab, Mauern sind eingestürzt und in vielen Gebäuden wachsen sogar Bäume. Natürlich ist auch ein Platz wie dieser nicht vor Schwachköpfen sicher, die ihre Selbstbestätigung in dem Besprühen von Wänden und Einschlagen von Fenstern suchen.. Nichtsdestotrotz schaffe ich es mir vorzustellen wie ein paar Offiziere in ihren Uniformen vor dem Kamin sitzen und Scotch trinken.

Allein für das Hauptgebäude benötigen wir mehr als zwei Stunden, sodass uns klar wird, dass wir es niemals schaffen das gesamte Gelände an einem Nachmittag zu erkunden. In weiteren Gebäuden entdecken wir ehemalige Versammlungs- oder Tanzsäle, Werkstätten und geflieste Keller. Bild3xAn manchen Wänden sind russische Worte oder gar ganze Sätze eingeritzt (An dieser Stelle: Falls das jemand von euch übersetzen kann, freue ich mich darüber in den Kommentaren).

Auf dem hinteren Teil des Geländes steht ein verschlossenes Gebäude, in das wir nur über einen Baum gelangen könnten. Nee danke! Außerdem steht eine Luke im Boden offen, die verdächtig nach dem Eingang in einen Bunker aussieht. Nach einer kurzen Diskussion entscheiden wir uns dafür ein anderes mal mit Taschenlampen wiederzukommen und uns das genauer anzusehen. Ich muss sagen, dafür dass die Kaserne mitten im Krieg erbaut wurde, ist sie erstaunlich detailreich und prunkvoll. Verzierte Bögen und Mauern, Säulen und Fassaden schmücken das Areal. IMG_4031x

Ich bin absolut beeindruckt. Die Kaserne macht den Eindruck als wäre sie eine kleine Stadt und man kann sich problemlos vorstellen, dass das Leben dort abgeschottet vom Rest der Welt möglich war. Auf unserer Tour haben wir wirklich viele andere Leute getroffen, die sich ebenfalls das Gelände angesehen und Fotos gemacht haben. Erschreckt euch nicht, wenn ihr nicht alleine seid 🙂

Das alte Kasernengelände erzählt auf jeden Fall eine Geschichte und ist absolut einen Besuch wert, bevor es von Karls Erdbeerscheiß übernommen und abgerissen wird..

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Abhörstation Teufelsberg

Nach einer gefühlten Ewigkeit habe ich am Samstag das erste mal wieder meine Kamera ausgeführt. Ziel unseres Dates: Der Teufelsberg. Genauer gesagt, die ehemalige Abhörstation darauf. Mit 114 Metern war der Teufelsberg bis vor kurzem die höchste Erhebung unserer schönen Hauptstadt. Kein Wunder, dass die amerikanischen und später auch britischen Alliierten Spionageversuche von dort aus starteten. Von 1960 bis 1970 wurden aus den provisorischen Abhörfahrzeugen feste Gebäude mit allem nötigen Zubehör. Je nach Wetter konnte man sogar bis nach China hören. Welche Informationen die NSA dabei erhalten hat, wird sich frühestens 2022 zeigen, denn die ensprechenden Archive der Alliierten dürfen erst dann geöffnet werden. Seitdem 1992 die Demontage der Abhöranlage erfolgte, steht das Grundstück mitsamt den Gebäuden mehr oder weniger leer. Immerwieder kamen Pläne auf, das Gelände erneut zu nutzen. Von Hotels, Freizeitstätten und Wohnräumen war die Rede. Nichts davon wurde realisiert. Mit der Zeit litt die alte Abhörstation.bild15 Vandalismus wird hier großgeschrieben. Leider. Natürlich haben die Alliierten hier keine Dokumente oder anderes Interessantes liegen gelassen, aber trotzdem wäre viel mehr des mysteriösen Spionageflairs übrig, wären die großen weißen Kuppeln weder beschmiert, noch zerstört.

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Die momentane Nutzung, als Künstlerwerkstätte spaltet meine Gefühle. Einerseits sind dort wirklich talentierte Sprayer unterwegs, die über das Geschmiere von Nichtsnutzen wirklich ansehnliche Kunstwerke malen..die Schrottsammlung dort, die irgendwie Kunstvoll „gestapelt“ und angeordnet wurde entspricht glaube ich momentan dem Zeitgeist der Stadt.. andererseits lenken die bunten Bilder und der restliche Krempel vom Wesentlichen ab. Während ich die Bilder wirklich ansprechend finde, stört mich der gesammlte Müll extrem. bild1

Seit die Station für den Publikumsverkehr mehr oder weniger legal geöffnet ist, ist es natürlich kein Problem reinzukommen. Nachdem man auf einem kleinen Parkplatz im Grunewald geparkt hat, muss man noch ein kleines Stückchen den Berg hoch laufen. Oben angekommen wird man von den ersten Müllbergen begrüßt. Auf der linken Seite steht eine Art Kassiererhäuschen, das von einem unfreundlichen Mann besetzt ist, der 8€ Eintritt und eine Unterschrift unter einem Haftungsausschluss verlangt. Ein paar Sekunden später steht man inmitten einer Mischung aus einer Hipster-Kunstausstellung und einer geschichtsträchtigen Abhörstation aus der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg. Geradezu stehen der bekannte Turm und die Kuppeln, die die Berliner Skyline prägen. Um dort hinzugelangen überquert man eine Art Hof an den weitere Gebäude grenzen. Hier stehen außerdem eine Bar und mehrere Statuen. Mit Statuen meine ich nicht die hübschen Marmor- oder Gipsfiguren, die man in Springbrunnen findet, sondern Ansammlungen von Schrott, die aussehen als wären sie nicht unabsichtlich aufeinander oder nebeneinander gefallen.. Dazu zählt unter anderem ein abgebranntes, verrostetes Autowrack, das orange angesprüht wurde.bild3 Bringt man diesen Müllgarten hinter sich, kommt man auf einen Weg, der an weiteren leerstehenden Gebäuden vorbeiführend zum Aufgang des Turms führt. Zuerst gelangt man in zwei Stockwerke eines großen Gebäudes auf dessen Dach die beiden weißen Kuppeln stehen, die der Abhöranlage ihren Charakter verleihen. Diese beiden Etagen gleichen einer alten Fabrikhalle. bild7Viele Außenwände sind eingerissen, innen hingegen wurden zusätzliche Wände eingezogen – Vermutlich um den gesprayten Kunstwerken mehr Fläche zu bieten.  An eine Spionagestation erinnert hier nichts mehr. Auf das Dach gelangt man durch eines von zwei Treppenhäusern; der Fahrstuhl fährt schon lange nicht mehr. Oben angekommen hat man einen hervorragenden Ausblick über Berlin. Sogar bei diesigem Wetter ist es kein Problem den Fernsehturm zu erkennen.

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Die Akustik in den Kuppeln ist trotz der vielen Löcher und der eingerissenen Stellen unglaublich. Ich finde keine Worte, die beschreiben, wie es sich angefühlt hat dort oben. Durch ein abgedunkeltes Treppenhaus gelangt man in die oberste Etage des Turms. Die Zwischengeschosse sind verriegelt. Anders als ich erwartet habe, hat man von oben keinen besonderen Ausblick. bild14Die Kuppel ist hier noch intakt und bis auf ein kleines Fenster bleibt der Blick über Berlin versperrt. Aber auch hier sorgt die Akustik für eine ganz besondere Atmosphäre. Jedes Sandkorn, das hier über den Boden rollt hört man laut und klar. Der Wind, der gegen die Kuppelwände schlägt klingt wie das Meer.. wie eine Lawine. bild11Hier oben vergisst man die bunten Malereien an den Wänden weiter unten. Man vergisst den Lärm der Stadt und all die Verpflichtungen. Es fällt leicht, sich vorzustellen wie die amerikanischen und britischen Spione von hier aus der Welt zugehört haben. Beim Abstieg ist mir die ehemalige Funktion des Ortes näher als beim Aufstieg. Ich will mehr. Ein bisschen Abseits suche ich einen Eingang zu einem der anderen Gebäude. Vorerst vergeblich. Nach mehreren Anläufen finde ich eine Garage mit offener Tür. Auch hier sammelt sich Müll. bild13Um hereinzugelangen muss ich an alten Spielautomaten und einem Roulettetisch vorbei. An der Wand befinden sich große Spintartige Türen, hinter denen sich verrostete Sicherungen und Kabelstränge verstecken.img_5198 Es liegen alte Generatoren und Maschinen herum. Manche von ihnen scheinen tatsächlich noch aus Spionagezeiten zu stammen. Zu meiner Freude ist der Zugang zum nächsten Raum nicht verschlossen. Kennt ihr Outlast? Outlast ist ein Playstationspiel, in dem man aus einer verschlossenen und verlassenen Irrenanstalt fliehen muss, in der immernoch Patienten ‚leben‘. Kaum betrete ich den pechschwarzen Raum auf dem ehemaligen Abhörgelände fühle ich mich direkt in das Spiel hineinversetzt. Mit der iPhone-Taschenlampe schaffe ich nur einen Lichtkegel, der nicht mal ausreicht um den Hausschlüssel in der Handtasche zu finden. Wie hilfreich sie also in einem 300 Quadratmeter großen stockdunklen Raum ist, könnt ihr euch denken.. Von den Decken hängen alte Kabel und Leuchtstoffröhren so tief, dass man problemlos dagegenlaufen könnte. Auf dem Boden liegen Stapel von Betonplatten und Fliesen unter dicken Plastikplanen. Es gibt mehrere Waschräume und Toiletten, in denen das Porzellan überall verteilt liegt. In einem kleinen Raum stehen ein Tisch und zwei Stühle. Daben stehen Hausschuhe. Creepy. Ein paar Meter weiter befindet sich ein großes Treppenhaus. Die Debild17cke ist hier sicher 15 Meter hoch. Da aber von oben schon Dachbalken herunter hängen, entscheide ich mich gegen einen Besuch des oberen Stockwerks. Zurück im Eingangsbereich hinter der Garage entdecke ich eine Art Bunker. Ein schwerer Metalldeckel liegt etwas verschoben auf einer Öffnung durch die man mit einer Leiter hinabsteigen kann. Das Licht meiner Taschenlampe reicht gerade so um zu erkennen, dass der Boden etwa 2 Meter entfernt ist und unten wohl mal Wasser gestanden hat. Es sieht nicht so aus, als würde es von dort irgendwo hingehen. Hinter mir finde ich ein weiteres kleineres Treppenhaus. Die Marmorierung des Bodens und der schwarze Balken an den Stufenrändern erinnern an ungemütliche DDR Treppenhäuser. Dieses hier wirkt aber stabiler als das erste, also versuche ich mich an den von Müll und Schrott übersähten Stufen und komme bis ins 2. Stockwerk. Hier fehlen Teile des Bodens und das Dach ist an einigen Stellen eingestürzt. Die Treppe würde theoretisch weiter bis auf das Dach führen, da ich aber schon einen Eindruck habe, wie unbegehbar es ist, gehe ich wieder runter. Draußen höre ich eine Gruppe von Menschen vorbeilaufen. Langsam wird es dunkel draußen. Zeit nach Hause zu gehen.

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Schwimmhalle Pankow

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Die Schwimmhalle in Pankow wurde 1971 als Ergänzung Freibads Pankow gebaut, damit Badegäste auch im Winter in Empfang genommen werden konnten. Neben einem 25m Schwimmbecken umfasste die Halle auch ein 12x8m großes Nichtschwimmerbecken und eine Sauna im Untergeschoss. Ein paar Jahre nachdem die Schwimmhalle von den Berliner Bäder Betrieben übernommen wurde, wurde sie (wie sollte es auch anders sein) geschlossen. Seitdem hat weder das Gebäude Pflege genossen, noch eines der Becken Wasser gesehen.


In die verlassene Schwimmhalle zu kommen, ist easy. Auto parken, Kamera auspacken, Straßenseite wechseln, durch die Tür gehen. Durch einen winzigen Vorraum gelangt man direkt in die Schwimmhalle und steht vor dem großen, leeren Becken. Obwohl alles total abgefuckt ist, beeindruckt es mich.awIMG_3943

 Die Fliesen der Wände und Becken sind hinter Schichten von schlechten Graffities versteckt, Fenster und Scheiben sind eingeschlagen, der Umkleidekabinen sind abgebaut. Im großen Becken hat jemand sein Fahrrad vergessen. Fragt mich nicht… Während des Fotografierens höre ich immer wieder dumpfe Geräusche von unten. Einbildung, denke ich mir. Ich gehe weiter zum Nichtschwimmerbecken, wieder ein dumpfes Geräusch. Habe ich eben jemanden Schreien gehört? Etwa zehn Minuten stehe ich regungslos da und lausche in die Stille. Nichts. Naja, wohl nur ein Streich meines genialen Geistes.. Vom vorderen awIMG_3949Teil des Badebereichs gelangt man in einen etwas größeren gefliesten Raum, in dem eine geflieste Erhebung steht. Muss wohl die Kasse gewesen sein. Von hier geht es weiter zu den Damenumkleiden und WCs. Wände aus zersplitterten Glassteinen trennen die kleinen Umkleideräume von dem Kassenbereich. Wieder ein Geräusch. Diesmal näher dran. Der Keller? Wenn man die Damenumkleiden durchquert, kommt man außerdem durch einen weiteren ähnlich aussehenden Bereich, der als Herrenumkleide gedient haben muss. awIMG_3945Dahinter folgt eine breite Treppe, die zur Sauna im Keller führen muss. Auf der Treppe liegen eine Menge Sperrmüll und Glasscherben. Keine Tür. Es ist dunkel, sehr dunkel. Ich überlege kurz, ob ich cool genug bin da runter zu gehen. Ich habe mich von Anfang an auf die Sauna gefreut. Ganz entschlossen ändere ich meine Kameraeinstellungen und packe mein Stativ ein – ich geh da runter!


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Gepuscht von Adrenalin und einem ziemlich ungesunden Selbstbewusstsein schaffe ich exakt zwei Stufen bevor ein Schrei von unten ertönt. Genau so schnell wie ich mich entschlossen habe hinabzusteigen, habe ich die Beine in der Hand und hetze zum Ausgang. Der Schrei kam aus unmittelbarer Nähe. Ein Männerschrei. Jetzt höre ich auch wieder dumpfe Geräusche, aber diesmal öfter hintereinander, lauter. Kommt es näher? Mir reichts, ich will hier weg! awIMG_3964An den Kabinen vorbei, durch den Kassenbereich, am großen Becken vorbei und durch die Tür. Ich hab das Gefühl mir sitzt etwas im Nacken, aber so oft ich mich auch umdrehe, ich sehe nichts und niemanden. Obwohl es draußen deutlich heller ist und mehrere Fußgänger unterwegs sind, will ich so schnell ich kann weg von der anscheinend nicht sehr verlassenen Schwimmhalle. Erst auf der Autobahn verlässt mich endlich das Verfolgungsgefühl und sogar jetzt beim Schreiben fühle ich meinen Puls wieder rasen. Wer oder was auch immer da unten war, hat einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen.

Das gute daran? Ich habe den Entschluss gefasst, nicht mehr alleine auf Entdeckungstour zu gehen.

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Rangierbahnhof Pankow-Heinersdorf

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Jedes mal wenn ich eine Freundin in Pankow besuche, fahre ich auf der Autobahn an einer gigantischen Kuppel mit einer durchgehenden Fensterreihe vorbei. Wenn die Sonne scheint, spiegeln die Fenster das Licht und man erkennt die Spuren, die die Zeit hinterlassen hat. Schwarze Löcher zeichnen die Stellen, an denen die Fenster zersplittert und durchbrochen sind. Wiederholt nehme ich mir vor, auf dem Rückweg auszusteigen und sie mir anzugucken. Ich frage mich wozu diese Kuppel gebaut wurde und was sie für eine Funktion hatte. Google ist mein Freund und Helfer. awIMG_3868Ich erfahre, dass die Kuppel zu einem vierundzwanziggleisigen Rundlokschuppen gehört, der widerum zum ehe- maligen Rangierbahnhof Pankow-Heinersdorf gehört. Spannend. Ich lese weiter und finde heraus, dass der Bahnhof 1990 nach beinahe hundert Jahren Betrieb stillgelegt wurde und seitdem verfällt.

Auf dem Weg erkenne ich von der Autobahn aus, dass das Bahnhofsgelände deutlich größer ist, als ich mir vorgestellt habe. Endlich angekommen, sehe ich das Zauntor, das das Gelände umgibt weit offen stehen. Mir kommt ein Mann entgegen. Anscheinend bin ich nicht die einzige hier.. Auch wenn ich das eigentlich nicht leiden kann (irgendjemand steht immer auf meinen Fotos rum..), beruhigt es mich. Durch das Tor führt ein Weg direkt zu der Kuppel. Dort beginnt also meine heutige Tour.

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awIMG_3820Wer durch die riesige Eingangstür tritt, lässt den Lärm der Autobahn vorerst hinter sich. Trotz der vielen Fenster, ist es dunkler als ich erwartet habe und eine erste unerwartete Enttäuschung überkommt mich. Von dem Innenleben der ursprünglichen Halle, dem Drehlokschuppen, ist kaum noch etwas zu erkennen. Die Wände sind übersäht mit schlechten Graffities und Schmiererein. Kabel sind aus den Wänden gerissen und Türen eingetreten. Wo man nur hinsieht liegt Müll. Die einzigen Schäden, die auf Wind und Wetter zurückzuführen sind, finde ich am Dach. Zwischen manchen Gleisen wachsen kleine Gräser und Moos. Die Strahlen der Sonne, die durch die Kuppelfenster dringen, dämpfen meine Enttäuschung. So wirkt die Halle nicht ganz so trostlos, nicht so sehr verschandelt und weniger missachtet.


IMG_3822{An dieser Stelle möchte ich meinen Ärger über die bodenlos dummen Menschen verkünden, die all die alten und schönen Gebäude, die so viel Geschichte in sich tragen, absichtlich zerstören und beschmieren. Fickt euch alle!}


Wenn man in den hinteren Teil der Anlage kommen will, muss man die Halle durch eins der kaputten Fenster verlassen. Von hier führt ein Weg vorbei an dreckigen und heruntergekommenen Bauten, die aussehen als stammten sie aus den Dreißigern. Ab und an führt eine Treppe zu einer höhergelegenen Tür, keine davon lässt sich öffnen. Zugang bekommt man auch hier lediglich durch die Fenster. In einem flachen Haus finde ich ein völlig abgebranntes und bemaltes Auto und frage mich wie es dort wohl hingekommen ist. awIMG_3864

Im hinteren Teil des Areals ist eine Gruppe Teenagermädels mit Digicams unterwegs, die vor den beschmierten Außenwänden der Gebäude posieren. Auch im Inneren sind eine Menge Leute unterwegs. Zu meiner Zufriedenheit lassen sich die Türen in diesem Teil des Bahnhofsgeländes allesamt öffnen, sodass ich hier und da einen Blick hineinwerfen kann. awIMG_3921Bis auf einige schlafende Obdachlose und einen Raum, der offensichtlich als Gemeinschaftstoilette genutzt wird, finde ich allerdings nur leere Kammern. Aus dem Gebäude kommend überquert man eine weitere Lokdrehscheibe, die unter Wasser steht und gelangt zu einem ehemaligen Verwaltungsgebäude. Alle drei Stockwerke sind über ein Treppenhaus zu erreichen, dessen Tür nicht verriegelt ist. Dunkle lange Korridore mit tristen Tapeten an den Wänden lassen erahnen, wie sich ein Arbeitstag hier angefühlt haben muss. awIMG_3917Auch in diesen Teil der Anlage haben sich allerdings schon zu viele Menschen verirrt. Regale und Schubläden sind geöffnet, ihre Inhalte durch das gesamte Gebäude verteilt. Alte Urlaubsanträge, Lohnabrechnungen und Personalakten. In einem der Büros erkennt man eine offene Feuerstelle. Hier sind ebenfalls beinahe alle Wände beschmiert und die Fenster zerschlagen. Den Charme alter Gebäude sucht man vergeblich. Alle Geheimnisse, die es zu lüften gab, wurden bereits entdeckt. Ich für meinen Teil habe genug gesehen und beschließe, den nicht ganz verlassenen Rangierbahnhof kein zweites mal aufzusuchen.


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